Einflussfaktoren für Schwellenländeranleihen

Fundamentaldaten, Zinsniveaus und US-Renditen

Anleihen aus den Emerging Markets werden vor allem von zwei Faktoren beeinflusst. Zum einen von der fundamentalen Verfassung und den Zinsniveaus der Länder, aus denen sie stammen und andererseits den Renditeniveaus und Bewegungen von US-Staatsanleihen. Zu unterscheiden ist dabei zwischen Schwellenländeranleihen in Lokalwährung und jenen, die in Hartwährung (vor allem US-Dollar und Euro) begeben werden. Letztere hängen sehr stark von den Zinsbewegungen in den USA bzw. in Europa ab. Generell können Währungsbewegungen (im US-Dollar oder bei Schwellenländerwährungen) für Euro-basierte Anleger:innen einen erheblichen Beitrag zu etwaigen Erträgen oder Wertverlusten leisten. 2023 spielte diese Komponente meist eine vergleichsweise geringe Rolle.

Hartwährungsanleihen
US-Renditen sind richtungsweisend

Die große Mehrheit der Hartwährungsanleihen von Emerging Markets wird in US-Dollar begeben. Sie folgen weitgehend den Staatsanleiherenditen in den USA und handeln dabei stets mit einem mehr oder minder großen Renditeaufschlag zu US-Staatsanleihen. Dieser Renditevorteil macht einen großen Teil ihrer Attraktivität aus, ist aber für jedes Land bzw. jeden Emittenten unterschiedlich groß. Er bedeutet nicht nur mögliche Mehrerträge gegenüber US-Staatsanleihen, sondern auch ein höheres Risiko.

Eine Kennzahl, die den gesamten handelbaren Markt zusammenfasst, ist der sogenannte EMBI-Spread. Dieser notiert gegenwärtig bei ca. 400 Basispunkten. Das heißt, Schwellenländeranleihen in Hartwährung bieten pro Jahr derzeit im Durchschnitt rund 4 % Rendite mehr als gleichlang laufende US-Staatsanleihen. In absoluten Zahlen sind das aktuell rund 8 % p. a., was eine attraktive Verzinsung darstellt. Das gilt umso mehr, als die Renditen auf den Anleihemärkten im Jahresverlauf weltweit eher nach unten tendieren sollten. Der aktuelle Renditeaufschlag kompensiert damit auch mögliche Ausfallsrisiken bei einigen Ländern. Die genannten 8 % bieten allerdings nur einen ungefähren Anhaltspunkt für die tatsächlich erzielten jährlichen Erträge. Diese werden von vielen weiteren Faktoren beeinflusst (v. a. Kursbewegungen der Anleihen) und können sowohl höher als auch niedriger ausfallen.

Die Abkürzung EMBI-Spread steht für Emerging Markets Bond Index Spread. Der EMBI-Spread ist ein Indikator für die Risikoprämie bei Schwellenländeranleihen. Er misst die Zinsdifferenz zwischen Schwellenländeranleihen und US-Treasuries und wird in Basispunkten ausgedrückt. Ein hoher EMBI-Spread bedeutet höheres Risiko, ein niedrigerer Spread geringeres Risiko.

Lokalwährungsanleihen
Renditen und Währungsbewegungen wichtig

Lokalwährungsanleihen folgen weniger den US-Renditebewegungen, sondern werden vor allem vom nationalen volkswirtschaftlichen und geldpolitischen Umfeld geprägt. Dazu gehören vor allem die Leitzinsen der jeweiligen Notenbank und die lokalen Inflationsraten sowie die Finanzsituation der jeweiligen Länder. Für ausländische Anleger:innen werden etwaige Erträge – oder im negativen Fall Wertverluste – vor allem von der Verzinsung dieser Anleihen und den Währungsbewegungen beeinflusst.

Sorgfältige Auswahl und Diversifizierung sind wichtig

Unverzichtbar ist bei Schwellenländeranleihen (sowohl in Hart- als auch Lokalwährung) eine sehr sorgfältige Auswahl von Ländern und Emittenten und eine gute Diversifizierung, weshalb sich Investmentfonds mit ihrer Streuung des Fondsportfolios dafür besonders anbieten.

Wachstumsaussichten für Schwellenländeranleihen 2024

Der Wachstumsausblickhat sichfür die meisten Schwellenländer zuletzt verbessert. Zugleich sollten rückläufige Inflationsraten und nach unten tendierende USA-Anleihezinsen die lokalen Anleihemärkte beflügeln. Die Währungen sind zumeist nicht als teuer einzustufen. Sollte sich das globale Wachstumsbild allerdings unerwartet stark eintrüben, dann wäre dies zwar gut für die Anleihemärkte, aber Schwellenländerwährungen könnten dann erfahrungsgemäß unter Druck geraten. Die Verzinsung von Emerging-Markets-Lokalwährungsanleihen bewegt sich derzeit ungefähr im langjährigen Durchschnitt, wobei die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern beträchtlich sind.

Kehren internationale Investor:innen demnächst zurück?

Insgesamt als positiv für den Markt einzustufen ist die Positionierung ausländischer Investor:innen. In den letzten Jahren haben sie kontinuierlich Kapital aus Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährung abgezogen. Das bedeutet ein recht überschaubares Risiko für weitere Kapitalabflüsse (mit entsprechendem Abwärtsdruck auf die Kurse) und eröffnet im Gegenzug Aufwärtspotenzial, sollten ausländische Investor:innen wieder damit beginnen, sich verstärkt in Emerging-Markets-Lokalwährungsanleihen zu engagieren.

Schwellenländer-Anleihen in US-Dollar oder Euro bieten insgesamt also derzeit durchaus attraktive Renditen und ein gutes Risiko-Ertrags-Profil. Die aktuellen Renditen entschädigen aus Sicht der Investmentspezialist:innen der Raiffeisen KAG zumeist hinreichend für die zu erwartenden Risiken. Das gilt selbstredend nicht im Falle unerwartet starker negativer Entwicklungen (z. B. bei Konjunktur, Inflation oder Geopolitik).

Nachhaltig in Schwellenländer-Anleihen investieren

Für risikobewusste Anleger:innen, die die langfristigen Ertragschancen von Schwellenländeranleihen nutzen möchten, bietet die Raiffeisen KAG zwei darauf spezialisierte Investmentfonds an, die zudem nachhaltig investieren. Damit kann zugleich die Umstellung auf verantwortungsvolleres Wirtschaften in den Schwellenländern unterstützt werden.

Der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-EmergingMarkets-LocalBonds veranlagt in Anleihen in Lokalwährung, deren Emittenten als nachhaltig eingestuft werden. Bei jenen Staaten, die nicht als nachhaltig eingestuft werden können, deckt der Fonds die entsprechenden Währungen bzw. Staaten alternativ durch Anleihen supranationaler Emittenten ab. Dazu zählen zum Beispiel nationale und internationale Entwicklungsbanken.

Der Raiffeisen-EmergingMarkets-ESG-Transformation-Renthingegen investiert in Schwellenländer-Anleihen in Hartwährung, wobei bei dabei der nachhaltige Entwicklungsprozess im Vordergrund steht. In den Emerging Markets geht es ja schließlich um das Hinführen auf ESG-Niveaus, die in vielen Industriestaaten schon Mindeststandard sind. Daher trägt der Fonds „ESG-Transformation“ im Namen und investiert bewusst auch in Emittenten mit (noch) vergleichsweise niedrigeren ESG-Ratings, die sich aber sichtbar auf einem positiven Weg befinden.

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