Sind die höheren Inflationsraten also gekommen, um zu bleiben? Oder sinken sie schon bald wieder Richtung 2 % und darunter, so wie es von den Zentralbanken und vielen Analyst:innen erwartet wird?

Entwicklung ungewiss

Zur Verteidigung der Notenbanken und Ökonomen muss gesagt werden, dass es bis heute keine allgemein gültigen Theorien zur Inflation gibt. Das erschwert sowohl Vorhersagen als auch Gegenmaßnahmen. Inflation manifestiert sich zu verschiedenen Zeiten in sehr unterschiedlicher Weise. Ihre Entstehung kann sowohl durch zyklische als auch durch strukturelle Faktoren bedingt sein. Diese können mal miteinander, mal gegeneinander wirken, sich also gegenseitig abschwächen oder verstärken:

  • Zyklische Inflationstreiber:
    Zyklische Faktoren hängen mit dem Konjunkturzyklus zusammen. Zum Beispiel beeinflusst die Auslastung der Produktionskapazitäten die Inflation. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, ziehen die Preise schneller an. Zu beobachten war das nach dem Ende der Covid-Pandemie, als eine angestaute Nachfrage auf gestörte globale Lieferketten und teilweise gedrosselte Produktionskapazitäten (in China) traf. Andere zyklische Faktoren sind zum Beispiel die Schwankungen von Rohstoffpreisen oder Wechselkursen.

  • Strukturelle Faktoren:
    Strukturelle Faktoren sind solche, die mit langfristigen Trends oder Veränderungen in der Wirtschaft zusammenhängen, und sich nicht so leicht ändern oder beeinflussen lassen. Dazu zählen unter anderem Globalisierung, Digitalisierung und Demografie. Die Globalisierung bringt billige Arbeitskräfte und Rohstoffe in Asien sowie Afrika in die globalen Produktionsketten und senkt damit Kosten und Preise. Die Digitalisierung erhöht unter anderem die Produktivität. Notenbanken sind relativ effektiv beim Einwirken auf die zyklischen Faktoren, können aber deutlich weniger gegen strukturelle Inflationstreiber ausrichten.

Ende eines 40-jährigen Trends?

In den letzten vier Jahrzehnten hat die Weltwirtschaft stark von strukturellen, disinflationären Faktoren profitiert, vor allem von Globalisierung/Outsourcing, Digitalisierung sowie günstiger Demografie in den großen asiatischen Staaten. Ein erheblicher Teil der erfolgreichen Inflationsbekämpfung, den sich die Notenbanken so gern an die Brust heften, dürfte wohl eher diesen Faktoren zuzuschreiben sein. Inzwischen schwächen sich viele dieser disinflationären strukturellen Faktoren aber ab oder kehren sich sogar um.

Deglobalisierung und Dekarbonisierung verteuern Güter

Mit dem Ausbrechen des geopolitischen Konflikts zwischen dem Westen und China/Russland dürfte es eine spürbare Deglobalisierung geben. Das Thema Dekarbonisierung wird zumindest für die kommenden Jahre ebenfalls ein Kostentreiber werden, speziell der Umbau der Energieversorgung. Später könnten sich daraus jedoch deutliche Einsparungen ergeben. In den kommenden Jahren droht aber global ein Defizit, speziell bei der Ölversorgung. Im vergangenen Jahrzehnt wurde weit unterdurchschnittlich in Öl- und Gasförderung investiert. Aktuell werden solche Investitionen von Politik und Aktivist:innen recht massiv bekämpft und damit verhindert oder verteuert. Gleichzeitig steigt aber die globale Nachfrage weiterhin an, getrieben vor allem von den Schwellenländern.

Öl ist weiterhin Schmierstoff der Weltwirtschaft

Deutlich höhere Ölpreise würden sich nach und nach durch die gesamte Volkswirtschaft fressen, so wie es in der jüngsten Vergangenheit bereits geschah. Auch jenseits von Öl bleibt es beim Trend eines rasanten Verbrauchs meist begrenzter natürlicher Ressourcen, was sich eher früher als später in erheblich höheren Preisen für Rohstoffe und Lebensmittel niederschlagen wird.

Demografie wird ungünstiger

Im Bereich Demografie ist ein zunehmender Arbeitskräftemangel zu verzeichnen, speziell bei schlechter bezahlten Jobs und solchen, die eine geringere Qualifikation erfordern. Das Arbeitskräftereservoir nimmt fast überall ab, inzwischen auch in China, während der Arbeitskräftebedarf bei Dienstleitungen und im Gesundheits- und Pflegebereich durch die steigende Lebenserwartung der Menschen zunimmt. Diesen Trends entgegen stehen technologische Fortschritte, die viele Arbeitskräfte in der Produktion oder in zahlreichen anderen Berufsfeldern einsparen könnten – Stichworte Digitalisierung und künstliche Intelligenz.

Fazit: auf breite Diversifikation setzen

In Summe spricht viel dafür, dass wir uns wahrscheinlich auf höhere Inflationsraten einstellen müssen, als wir sie in den letzten 20 Jahren gewohnt waren. Wie hoch diese sein werden, ist kaum vorherzusagen, weil das stark von der Geldpolitik der Notenbanken sowie der Fiskal- und Wirtschaftspolitik der Staaten abhängen wird.

Es wird sich in einem solchen Umfeld in fast jedem Fall auszahlen, sein Kapitalmarktportfolio so zu diversifizieren, dass es nicht nur Anleihen enthält, sondern auch Vermögenswerte, die steigende Inflation ausgleichen oder abfedern können. Zu diesen gehören unter anderem Aktien von qualitativ guten Unternehmen mit Preismacht, ausgewählte Rohstoffe und Edelmetalle (beispielsweise Raiffeisen-Active-Commodities) sowie inflationsgeschützte Anleihen (beispielsweise Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen). Perioden mit rückläufiger Inflation, etwa im Falle einer globalen Rezession, wären vermutlich ein guter Zeitpunkt, solche Vermögenswerte einzukaufen bzw. aufzustocken. Zu beachten ist dabei, dass auch diese Investments mit den Risiken der Kapitalmärkte verbunden sind, und Verluste nicht ausgeschlossen werden können.

Inflationsschutz mit Auszeichnung

Der Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen konnte sich den Kursrückgängen an den Anleihemärkten im vergangenen Jahr erfolgreich widersetzen und bemerkenswerte Anlageergebnisse erzielen. Dafür wurde er im März sogar mit dem Österreichischen Fondspreis 2023 ausgezeichnet.

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Im Rahmen der Anlagestrategie des Raiffeisen-Active-Commodities kann überwiegend in andere Investmentfonds investiert werden. Im Rahmen der Anlagestrategie des Raiffeisen-Active-Commodities kann überwiegend (bezogen auf das damit verbundene Risiko) in Derivate investiert werden. Der Raiffeisen-Active-Commodities weist eine erhöhte Volatilität auf, d. h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können. Die Fondsbestimmungen des Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen wurden durch die FMA bewilligt. Der Raiffeisen-Inflationsschutz-Anleihen kann mehr als 35 % des Fondsvermögens in Wertpapiere/Geldmarktinstrumente folgender Emittenten investieren: Frankreich, Niederlande, Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland.

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