Chinesische Konjunktur: gutes erstes Quartal

Mit 5,3 % Wachstum im ersten Quartal expandierte die chinesische Volkswirtschaft deutlich stärker als die meisten Analyst:innen erwartet hatten. Es lag damit über dem Wachstum im vierten Quartal 2023 (5,2 %) und das 5 %-Ziel für das Gesamtjahr scheint somit gut erreichbar zu sein. Einige Beobachter:innen verwiesen zugleich darauf, dass die Konjunkturdaten für den März aber bereits wieder etwas schwächer ausfielen und hinter den Erwartungen zurückgeblieben wären, speziell beim Einzelhandel und in der Industrieproduktion. Allerdings muss man diesbezüglich einrechnen, dass der März 2023 als Vergleichsmonat die Daten recht stark verzerrt, denn er war der erste volle Monat der „Wiedereröffnung“ der Volkswirtschaft nach den pandemiebedingten Einschränkungen. Das Wachstum im März 2023 war daher ungewöhnlich stark und taugt deshalb nur sehr eingeschränkt als Vergleichsbasis.

Immobilienmarkt weiter schwach

Unabhängig davon bleiben aber die grundlegenden Probleme Chinas bestehen. Der Immobilienmarkt ist weiterhin in einer schwierigen Lage. Die Hausverkäufe gingen im ersten Quartal um über 30 % zurück, im Volumen wohlgemerkt, nicht in den erzielten Verkaufspreisen. Letztere gaben allerdings auch nach, um durchschnittlich rund 2,7 % für neue (und nicht staatlich geförderte) Eigenheime. In einigen Bereichen der Produktion gibt es erhebliche Überkapazitäten, die kurzfristig nur über Exporte gemildert werden können. Genau darum sorgt sich auch der IWF, der hier das Potenzial für neuerliche globale Handelskonflikte sieht. Speziell bei Autos ist tatsächlich eine massive Exportoffensive Chinas zu beobachten, vor allem bei Elektroautos.

Nur begrenzter Spielraum für fiskalische Stimulus

Schaut man sich das Kreditwachstum an, dann zeigt der Trend weiterhin nach unten, das gegen eine größere Wachstumsbelebung in den kommenden Quartalen spricht. Allerdings ist es ja seit vielen Jahren das erklärte Ziel Pekings, die Kreditvergabe zu drosseln angesichts einer hohen Gesamtverschuldung (Staat, Unternehmen), die mit knapp 290 % im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert erreichte. Insgesamt bleibt der fiskalische Stimulus wohl auf absehbare Zeit zu niedrig für eine stärkere wirtschaftliche Belebung. Zugleich ist der Spielraum für eine weitere staatliche Verschuldung auch deutlich geringer als noch vor 10 oder 20 Jahren. Daher wird man wohl allenfalls selektive Impulse setzen und auch über die Geldpolitik stimulieren (beispielsweise über weitere Senkungen bei den Mindestreserven für die Banken). Zudem erschwert die Stärke des US-Dollars Zinssenkungen.

Aktienmärkte setzen Erholung fort

Chinas Aktienbörsen legten im März im Einklang mit dem positiven weltweiten Trend weiter zu, die A-Aktien in Shanghai im Durchschnitt um rund 0,9 %, die H-Aktien in Hongkong um 2,3 %. Die Bewertungen in etlichen Marktsektoren sind aktuell sehr niedrig, sowohl im Vergleich zur langfristigen eigenen Historie (faktisch auf Rekordtiefs) als auch im internationalen Vergleich. Zur Illustration: Die „magischen sieben“ des US-Aktienmarktes (Apple, Nvidia, Microsoft, Meta, Google, Amazon und Tesla) sind derzeit so viel an der Börse wert, wie alle Aktien chinesischer Unternehmen in Hongkong und auf dem Festland zusammen!

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