Das Jahr 2022 war schwierig für die Aktienmärkte, doch das Klima hat sich gedreht und es geht wieder aufwärts.

Hannes Cizek ist seit Kurzem neuer CEO der Raiffeisen KAG und er spricht im Interview mit dem Kurier über seine Pläne und gibt einen Marktausblick.

KURIER: Vor wenigen Wochen haben Sie die Führung der Raiffeisen KAG übernommen. Welche Ziele haben Sie sich für die Weiterentwicklung des Unternehmens gesetzt?

Hannes Cizek: Ich freue mich, seit April des Jahres ein so erfolgreiches und professionelles Team führen zu dürfen. Als eine der großen Fondsgesellschaften in Österreich war und ist die Raiffeisen KAG natürlich laufend gefordert, neue Entwicklungen und Trends sowohl bei den Investments selbst als auch im Vertrieb zu verfolgen und einzubeziehen. Nur so ist es möglich, unsere hohen Standards aufrechtzuerhalten und den Ansprüchen unserer Kunden gerecht zu werden. Mein Ziel ist es, im Vertrieb weitere Potenziale zu heben. Zum einen in Österreich, wo Kapitalmarktinvestments noch immer nicht den Stellenwert haben, der ihnen meiner Meinung nach zukommen sollte.

Wie soll aber die Lust der Österreicher auf den Kapitalmarkt gesteigert werden?

Hier werden wir mit gezielten Finanzbildungskampagnen für Endkunden rausgehen, um neue Zielgruppen zu erschließen, aber auch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Berater forcieren, denn erwiesenermaßen hat das Kundengespräch einen sehr hohen Stellenwert im Fondsvertrieb. Zum anderen aber gibt es auch in unserem erweiterten Heimmarkt CEE (Zentral- und Osteuropa, Anm.) noch ein enormes Potenzial für Fondsveranlagungen.

Ein großes Thema in der Fondsbranche ist, dass immer mehr Kunden auf die deutlich günstigeren ETFs setzen und weniger auf verwaltete Fonds. Wie wollen sie diesem Trend begegnen?

Zunächst einmal: Was die Kosten betrifft, so sind diese bei ETFs gar nicht so gering, wie vielfach von den Anlegern angenommen – Stichwort: Ankaufs-Verkaufs-Spanne. Insgesamt haben passive Finanzprodukte wie ETFs aus unserer Sicht durchaus eine Daseinsberechtigung und wir setzen diese auch in unseren Dachfonds ein. Allerdings – und das kommt uns als aktivem Manager zugute – sehen wir auch einen anderen Trend, nämlich den, dass immer mehr Anleger sehr genau darauf achten, ihr Kapital verantwortungsvoll – sprich nachhaltig – zu veranlagen. Dieser Gruppe ist es wichtig, dass ihr Investment aktiv von Fondsexperten gesteuert wird und wenn es im Sinne ökologischer oder gesellschaftlicher Aspekte zu Verstößen kommt, der Titel auch sehr schnell aus dem Portfolio entfernt werden kann. Diese Sicherheit haben Anleger, die in unsere aktiv gemanagten Fonds investieren. Wir verfolgen dabei einen sehr stringenten Nachhaltigkeitsansatz, der auch vielfach durch Auszeichnungen externer Institute belegt ist.

Welche Chancen und Risiken birgt das Thema Künstliche Intelligenz (KI) auch für die Investmentbranche?

Auf der Vertriebsseite schauen wir uns das Thema natürlich sehr genau an und verfolgen aktuelle Entwicklungen und auch die Möglichkeiten, die KI bietet. Speziell in den Bereichen Risiko- und Produktmanagement oder auch bei den Vertriebsservices kann der Einsatz interessant sein. Wir prüfen das. Auf der anderen Seite ist künstliche Intelligenz natürlich auch ein sehr wichtiges Investmentthema; zum Beispiel für unseren Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien spielt KI eine wichtige Rolle, ebenso beim Raiffeisen-HighTech-ESG-Aktien. Hier gilt es aber, die einzelnen Titel einer genauen Analyse unter dem Aspekt von ESG zu unterziehen.

Das österreichische Fondsvolumen der Wertpapier-Verwaltungsgesellschaften ist 2022 um 14 Prozent auf rund 187,7 Milliarden Euro gesunken. Fließt 2023 wieder mehr Geld in Fonds?

Die Gemengelage aus Ukrainekrieg, stark steigenden Energiepreisen, die dadurch ausgelöste Inflation sowie die Zinserhöhungen der großen Notenbanken war 2022 für die Fondsbranche, insbesondere für die Aktienmärkte, herausfordernd. Inzwischen hat sich das Bild aber wieder geändert. Die meisten westlichen Aktienmärkte liegen seit Jahresbeginn zweistellig im Plus. Der japanische Nikkei nähert sich der 25-Prozent-Marke und der S&P 500 hat vor Kurzem neue Jahreshochs erreicht und den Aufwärtstrend bestätigt. Es gibt einige gute Argumente, die für die Fortsetzung dieser positiven Entwicklung sprechen. Die Ertragslage der Unternehmen ist weiterhin stabil, auch wenn aktuell die Wachstumsdynamik fehlt. Und auch die Wirtschaft hält sich trotz des Gegenwinds höherer Zinsen gut, auch wenn es in Teilbereichen Rückgänge gibt. Auch wenn des vergangene Jahr für Anleger herausfordern war, zeigt sich historisch betrachtet, dass langfristig angelegte Kapitalmarktinvestments in den allermeisten Fällen attraktive Erträge erzielen.

In welchen Bereichen sehen Sie in den nächsten Monaten noch Chancen für Anleger?

Die Zinsanhebungen sind nicht nur in Kürze zu Ende, sondern führen auch bei den Anleihen zu attraktiven Renditechancen. Auf der Aktienseite finden wir abseits der USA an den meisten globalen Aktienmärkten noch attraktive Bewertungsniveaus vor. Kursübertreibungen bei einzelnen Unternehmen oder Subbranchen gibt es zwar auch, aber diese Titel können wir durch aktives Management aussortieren. Wir sehen die aktuellen Preisniveaus auch als gute Einstiegs- bzw. Kaufgelegenheit. Wer mit einem Fondssparvertrag starten möchte oder bereits einen besitzt, kann derzeit Fondsanteile günstig erwerben.

Wäre es nicht auch sinnvoll, die Kapitalertragssteuer an eine Behaltefrist zu knüpfen oder zum Beispiel nachhaltige Investments von der KESt zu befreien?

Wir begrüßen jede Maßnahme, die den privaten Vermögensaufbau für die Zukunftsvorsorge unterstützt und dazu beiträgt, Kapitalströme in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken.

Erstaunlich ist, dass gerade der Bereich nachhaltige Fonds in den letzten Jahren trotz Krise enorm wächst. Setzt auch die Raiffeisen KAG auf diesen Trend?

Die Raiffeisen KAG hat sich vor rund zehn Jahren strategisch ganz klar mit dem Thema Nachhaltigkeit positioniert. Mehr als die Hälfte der rund 40 Milliarden Euro Assets under Management verwalten wir bereits nach strengen ESG-Kriterien. Wir sind – wie vor Kurzem der Unternehmensberater rfu festgestellt hat – ganz klar Marktführer bei nachhaltigen Investments. Wir gehen davon aus, dass der Markt weiter an Dynamik gewinnen wird, denn nachhaltig gemanagte Produkte werden sowohl von institutionellen Investoren als auch von Privatanlegern überdurchschnittlich stark nachgefragt. Gleichzeitig verfolgt die EU ihren „Green Deal“, in den auch die Finanzwirtschaft eng eingebunden ist. Beide Entwicklungen beschleunigen den beschriebenen Trend hin zu nachhaltigem Investieren. Wir setzen auch bei unserer Produktgestaltung voll und ganz auf dieses Thema.

Quelle: Kurier, 25. Juni 2023

Die beiden Fonds Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien und Raiffeisen-HighTech-ESG-Aktien weisen eine erhöhte Volatilität auf, d.h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können.

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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