Extrem gutes Jahr für Indiens Aktienmärkte

Die Ratingagentur Moody‘s hat nach den überraschenden starken indischen Wachstumszahlen des vergangenen Quartals ihre Wachstumsprognose für das im April beginnende Fiskaljahr von 6,6 % auf 8 % angehoben. Vor allem Binnenkonsum und Investitionen sollen das Wachstum antreiben. Apropos, Fiskaljahr: Das abgelaufene Haushaltsjahr (April 2023 bis März 204) war für die indischen Aktienbörsen eines der besten aller Zeiten und das stärkste seit 20 Jahren. Die großen „Blue Chips“ legten um rund 28 % zu. Die Stars waren aber die mittleren und kleinen Unternehmen mit spektakulären Zuwächsen bei den entsprechenden Aktienindizes von rund 60 % bzw. 70 %. Versorger (+86 %), Infrastrukturunternehmen (+77 %) und Automobilwerte (+74 %) stiegen besonders stark.

Staatsanleihen bald in großen Anleiheindizes vertreten

Sehr viel moderater, aber trotzdem positiv, entwickelten sich indische Staatsanleihen in diesem Zeitraum mit einem Wertzuwachs von 3,5 % für zehnjährige Papiere. Indische Staatsanleihen werden ab Juni in den wichtigsten globalen Anleiheindex für Schwellenländer-Lokalwährungsanleihen aufgenommen. Ihr Gewicht im JP Morgan GBI-EM Global Core Index wird dann schrittweise von 1 % bis auf die Obergrenze von 10 % angehoben. Das dürfte zahlreiche neue Investor:innen für indische Staatsanleihen erschließen und die Finanzierungskosten des indischen Staates tendenziell reduzieren.

Parlamentswahl der Superlative startet

In diesen Tagen starten im bevölkerungsreichsten Land der Erde die Parlamentswahlen, und es ist wie immer ein wahres Mammutprojekt. In sieben Phasen werden über sechs Wochen hinweg nach und nach die Stimmen abgegeben. Die Ergebnisse sollen am 4. Juni veröffentlicht werden. Allgemein geht man von einem recht klaren Wahlsieg der regierenden hindu-nationalistischen BJP von Premierminister Modi aus. Viele Oppositionskandidat:innen beschwerten sich über massive Behinderungen ihres Wahlkampfs durch die Behörden.

Opposition beklagt Wahlbehinderungen

So beklagte die größte Oppositionspartei, der indische Nationalkongress, dass Bankkonten gesperrt worden seien, was den Wahlkampf stark erschwert. In dutzenden Fällen wurden Oppositionskandidat:innen kurzfristig mit Vorwürfen von Korruption oder anderen kriminellen Vergehen konfrontiert und teils in Polizeigewahrsam genommen, darunter auch einige sehr bekannte und langjährig etablierte Politiker:innen. In einigen Fällen ist das möglicherweise berechtigt, aber in anderen könnte es sich auch um konstruierte Anschuldigungen handeln. Zugleich werden Vorwürfe der Wahlbehinderung auch gern im Vorfeld einer Wahl erhoben, um für den Fall einer absehbaren Niederlage vorzubauen.

Entwicklung mit Licht und Schattenseiten

Das alles ist prinzipiell nichts Neues für die indische Innenpolitik und wurde auch schon von anderen regierenden Parteien vor der BJP praktiziert. Es scheint diesmal aber ein höheres Ausmaß anzunehmen. Die BJP-Zentralregierung ihrerseits wies die Vorwürfe zurück: die entsprechende Behörde würde strikt unabhängig agieren. Zweifel daran sind angebracht, aber zugleich besteht seitens der BJP eigentlich keine Notwendigkeit für Wahlmanipulationen im größeren Stil. Modi ist sehr populär. Viele Wähler:innen halten ihm zugute, ihre eigene wirtschaftliche Situation verbessert und die Wirtschaft nach vorn gebracht zu haben und erfolgreich gegen Korruption vorzugehen.

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