Engagement zum Thema "Baustoffe"

Zu den Engagement-Aktivitäten des Fondsmanagements von Raiffeisen Capital Management zum Thema Baustoffe gehört auch der Dialog mit einigen der größten Produzenten von Beton, Ziegeln und Zement. Im Zuge dieser Engagement-Aktivitäten wurden weltweit rund 20 Unternehmen zu ihren Ambitionen, die Baustoffbranche nachhaltiger zu machen, befragt. Mit folgenden Fragen wurden die Unternehmen konfrontiert:

Wie trägt Ihr Unternehmen mit seinen Baumaterialien zu einer nachhaltigen Baupraxis bei, insbesondere in Anbetracht der hohen CO2-Intensität im Bausektor?
Welche Maßnahmen und Strategien haben Sie eingeführt, um den CO2-Fußabdruck Ihrer Produkte zu verringern und einen positiven Einfluss auf die Erhaltung der Umwelt zu haben?

Buzzi Unicem, Italien

Mit 8 % der globalen Emissionen gehört die Zementproduktion zu den größten Verursachern des Klimawandels. Es gibt einige Ansätze, wie man Zement nachhaltiger produzieren könnte. Ein Weg dazu ist die Reduktion des Anteils des energieintensiven Klinkers im Zement. Zementklinker ist der Teil des Baustoffes, der für die Aushärtung des Betons notwendig ist. Das italienische Unternehmen Buzzi Unicem hat das Ziel, den Klinkeranteil von 75,4 % im Jahr 2021 bis 2030 auf 67,3 % zu reduzieren. Allein diese Maßnahme könnte den gesamten CO2-Ausstoß von Buzzi Unicem um bis zu 9 % reduzieren. Eine weitere Möglichkeit, CO2 einzusparen, ist es, die natürliche Aufnahmefähigkeit von Beton zu fördern. Dabei ist die schnelle Karbonisierung wichtig, welche laut eigenen Angaben bis zu 8 % der Treibhausgasemissionen von Buzzi Unicem einsparen könnte. Außerdem setzt das Unternehmen auf Carbon Capture, Produktoptimierungen und die Verwendung von erneuerbarer Energie.

Für Buzzi Unicem ist die Produktion von nachhaltigen Baustoffen Teil der Geschäftsstrategie. Das Unternehmen betont die wachsende Nachfrage nach kohlenstoffarmen Gebäuden und sieht auch auf Seiten von regulatorischen Anforderungen einen unternehmerischen Vorteil. Das alles führt laut Buzzi Unicem zu einem wachsenden Bedarf an seinen nachhaltigen Produkten.

Wie integriert Ihr Unternehmen Technologien oder Praktiken zur Kohlenstoffabscheidung in den Betrieb, und welche Auswirkungen erwarten Sie dadurch auf den Ausgleich der mit der Herstellung und Verwendung Ihrer Baustoffe verbundenen Kohlenstoffemissionen? Und wenn Ihr Unternehmen Technologien oder Praktiken zur Kohlenstoffabscheidung einsetzt, können Sie die dadurch erzielten Kohlenstoffeinsparungen quantifizieren?

Heidelberg Materials, Deutschland

Da ein erheblicher Anteil der CO2-Emissionen während der chemischen Prozesse der Zementherstellung entsteht und diese schwer einzusparen sind, wird oft auf nachgelagerte Möglichkeiten gesetzt, um Produkte nachhaltiger zu machen. Innerhalb der Zementbranche wird die sogenannte Kohlenstoffabscheidung (Carbon Capture) als mögliche Lösung genannt. Hierbei werden die entstandenen CO2-Emissionen abgefangen und endgelagert.
Heidelberg Materials, mit dem Hauptsitz in der gleichnamigen deutschen Stadt, bezeichnet sich selbst als Vorreiter in dieser Technologie. Das Unternehmen testet die Abscheidung von hochreinem CO2 aus den Klinkerproduktionsprozessen. Die abgetrennten Kohlenstoffe wird das Unternehmen für die Weiterverarbeitung von synthetischen Kraftstoffen, für die Kultivierung von Mikroalgen oder für die Dekarbonisierung von Recyclingbeton verwenden.
Heidelberg Materials ist das erste Unternehmen in der gesamten Industrie, das eine großtechnische Anlage zur Kohlenstoffabscheidung betreibt. Diese befindet sich im norwegischen Brevik und wird ab 2024 50 % der jährlichen Emissionen des Werkes abscheiden. Das Projekt ist seit 2021 im Bau und wird, ohne die derzeitige Produktion zu stören, bis 2024 fertiggestellt. Die Anlage verwendet die sogenannte Amine-Technologie; dabei werden Schwefel- und Stickstoffoxide ausgefiltert und unterirdisch gelagert.

Wie gehen Sie mit dem Ressourcenverbrauch bei der Herstellung Ihrer Baustoffe um, und welche Schritte haben Sie unternommen, um die Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit Ihrer Produkte zu gewährleisten und so eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie zu fördern?

Holcim, Schweiz

Die Beimischung von recycelten Baustoffen in der Zementherstellung kann zu einem geringeren Ressourcenverbrauch führen, bedeutet jedoch ein Risiko für die Produktqualität des Zements. Der weltweit größte Baustoffproduzent Holcim mischt in seinen Schweizer Produktionsanlagen bereits 20 % recycelte Materialien bei gleichbleibender Produktqualität bei. Im Gespräch mit Raiffeisen Capital Management betont das Unternehmen, dass unterschiedliche Gebäude unterschiedliche Qualitätsansprüche haben. Es bedarf seitens der Bauaufsichten offenerer Gesetze, so wären größere Mengen an Beimischungen für viele Gebäude möglich. Beton hingegen ist laut Holcim ideal recyclebar und kann durch Zermahlen und Sortieren mehrfach recycelt werden.

Welchen Stellenwert hat in Ihrem Unternehmen die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter:innen, und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um Arbeitsunfälle zu reduzieren? Können Sie Statistiken oder Daten über die Häufigkeit und Schwere von arbeitsbedingten Verletzungen in Ihrem Betrieb in den letzten Jahren vorlegen?

Builders FirstSource, USA

Bei der Herstellung von Baustoffen sind Arbeitsunfälle nicht auszuschließen. Umso wichtiger ist es für Produzenten, präventive Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter:innen zu treffen und diese permanent zu schulen. Der zweitgrößte Baustoffproduzent der USA, Builders FirstSource, hat seit 2020 seine Unfallrate um 15 % reduziert. Um ein dauerhaftes Bewusstsein für Sicherheit zu schaffen, müssen alle Mitarbeiter:innen in der Produktion an einer täglichen Sicherheitsbesprechung teilnehmen. Für das Jahr 2023 hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Unfälle, um weitere 10 % zu senken. Das wichtigste Ziel des Unternehmens ist es, diesen Wert auf 0 zu bringen.

Herbert Perus, Mathias Zwiefelhofer
Sustainability Office, Raiffeisen KAG

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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