Wasserstoff

Die Rolle des Wasserstoffs in der globalen Energietransformation

Die globale Energietransformation hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Zukunft erfordert innovative Lösungen und Technologien. Wasserstoff wird dabei immer wieder als ein zentraler Baustein genannt. Seine Vielseitigkeit und das Potenzial, sektorenübergreifend zur Dekarbonisierung beizutragen, machen ihn zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Energiewende.

  • Als vielseitiger Energieträger könnte Wasserstoff maßgeblich dazu beitragen, CO2-Emissionen zu reduzieren und schwer elektrifizierbare Sektoren wie die Stahl- und Zementindustrie zu dekarbonisieren.

  • Doch ohne eine geeignete Infrastruktur bleibt dieses Potenzial ungenutzt.

Investment Zukunft Magazin zum Thema Wasserstoff

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Arten und "Farben" von Wasserstoff

Wasserstoff ist ein farbloses Gas, das auf verschiedene Weisen hergestellt werden kann, wobei jede Methode unterschiedliche Auswirkungen auf das Klima hat.

Je nach Herstellungsverfahren und den dabei verwendeten Energiequellen wird Wasserstoff in verschiedene Farben eingeteilt. Diese Unterscheidung ist auch deshalb von Relevanz, da die einzelnen Farben Aufschluss über die Klimaneutralität und Nachhaltigkeit des produzierten Wasserstoffs geben.

"Farben" des Wasserstoffs
Grüner Wasserstoff
Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser unter Verwendung von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind- oder Solarenergie hergestellt. Grüner Wasserstoff ist klimaneutral und gilt als die nachhaltigste Form.
Grauer Wasserstoff
Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen hergestellt, jedoch ohne CO2-Abscheidung. Grauer Wasserstoff ist die am weitesten verbreitete Form, aber auch die umweltschädlichste.
Blauer Wasserstoff
Blauer Wasserstoff wird ebenfalls aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas gewonnen, wobei das entstehende CO₂durch Carbon-Capture-and-Storage(CCS)-Technologien aufgefangen und gespeichert wird. Blauer Wasserstoff ist weniger klimaneutral als grüner Wasserstoff, da nicht das gesamte CO₂ „eingefangen“ werden kann, aber dennoch eine wichtige Übergangstechnologie.
Türkiser Wasserstoff
Türkiser Wasserstoff entsteht durch die thermische Spaltung von Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff. Dieses Verfahren ist klimaneutral, wenn die Energie aus erneuerbaren Quellen stammt.
Pinker Wasserstoff
Pinker Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser unter Verwendung von Strom aus Kernenergie hergestellt. Diese Art des Wasserstoffs ist klimaneutral, jedoch umstritten aufgrund der Nutzung von Kernenergie.
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Chancen und Herausforderungen

Wasserstoff ist ein vielseitiger und vielversprechender Energieträger, der eine zentrale Rolle in der globalen Energietransformation spielen kann.

Die verschiedenen Herstellungsverfahren, Energieeffizienz, Speicherfähigkeit und Einsatzmöglichkeiten in schwer zu dekarbonisierenden Industrien machen Wasserstoff zu einem Schlüsselbaustein für eine nachhaltige Zukunft. Allerdings stehen wir erst am Anfang dieses Weges. Zur Erreichung der Klimaziele müssen noch erhebliche Anstrengungen – sowohl von Politik als auch Wirtschaft – unternommen werden, um den Anteil des grünen Wasserstoffs zu erhöhen und die notwendigen Technologien und Infrastrukturen zu entwickeln.

Wasserstoff als saisonales und längerfristiges Speichermedium

Ein Vorteil von Wasserstoff ist seine Fähigkeit, als saisonales und längerfristiges Speichermedium zu dienen. Im Gegensatz zu Batterien, die für kurzfristige Speicherung geeignet sind, kann Wasserstoff über längere Zeiträume gespeichert werden. Dies ist besonders wichtig für die Integration erneuerbarer Energien, die sowohl saisonalen als auch kurzfristigeren Schwankungen unterliegen.

Wasserstoff kann zum Beispiel in großen Mengen in unterirdischen Kavernen oder Drucktanks gespeichert werden. Diese Speichertechnologien ermöglichen es, überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen in Zeiten hoher Produktion zu speichern und bei Bedarf wieder abzurufen. Dadurch wird die Versorgungssicherheit erhöht und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert.

Globale Wasserstoffproduktion und Anteil an grünem Wasserstoff

  • Laut der Internationalen Energieagentur IEA (Global Hydrogen Review 2024) erreichte die globale Wasserstoffproduktion im Jahr 2023 etwa 97 Millionen Tonnen,

  • wobei weniger als 1 % davon emissionsarm waren.

Daraus wird ersichtlich, dass noch erhebliche Anstrengungen notwendig sein werden, um den Anteil von grünem Wasserstoff deutlich zu erhöhen und somit einen nennenswerten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Die Prognosen diesbezüglich geben durchaus Anlass zur Hoffnung:

  • So prognostiziert die IEA, dass der Anteil von grünem Wasserstoff bis 2030 erheblich steigen könnte.

  • Basierend auf angekündigten Projekten, könnte die Produktion von emissionsarmem Wasserstoff bis 2030 auf 49 Millionen Tonnen pro Jahr ansteigen, das würde in etwa der Hälfte der gesamten weltweiten Produktion des Jahres 2023 entsprechen. Das wäre zugleich ein Vielfaches der aktuellen Produktionsmenge von weniger als 1 Million Tonnen pro Jahr. Vor dem Hintergrund, dass es in den vergangenen zwei Jahren wiederholt zu Projektverschiebungen bis hin zu Entscheidungen, Projekte nicht zu realisieren, gekommen ist, könnte sich diese Wachstumsprognose der IEA womöglich als zu optimistisch erweisen.

Einsatz von grünem Wasserstoff in schwer zu dekarbonisierenden Industrien

Grüner Wasserstoff spielt eine entscheidende Rolle in schwer zu dekarbonisierenden Industrien wie der Stahl- und Zementindustrie. Diese Industrien sind für einen erheblichen Anteil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich und benötigen innovative Lösungen, um ihre Emissionen zu reduzieren.

  • In der Stahlindustrie kann grüner Wasserstoff als Reduktionsmittel anstelle von Kohle verwendet werden. Dies ermöglicht die Herstellung von kohlenstofffreiem Stahl und reduziert die CO2-Emissionen erheblich.

  • In der Zementindustrie kann Wasserstoff als Brennstoff in den Produktionsöfen eingesetzt werden, wodurch fossile Brennstoffe ersetzt und die Emissionen gesenkt werden.

Die Nutzung von grünem Wasserstoff in diesen Industrien befindet sich jedoch noch in der Entwicklungsphase und erfordert erhebliche Investitionen in Forschung und Infrastruktur. Dennoch zeigen erste Pilotprojekte vielversprechende Ergebnisse und können als Vorboten einer klimaneutralen Industrieproduktion gesehen werden.

Energieeffizienz von Wasserstoff

Die Energieeffizienz von Wasserstoff ist ein entscheidender Faktor für seine Rolle in der Energietransformation. Wasserstoff hat eine hohe Energiedichte und kann in verschiedenen Formen gespeichert und transportiert werden. Allerdings ist die Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse energieintensiv.

  • Der Wirkungsgrad der Elektrolyse liegt derzeit bei etwa 70 %, was bedeutet, dass 30 % der eingesetzten Energie verloren gehen.

  • Darüber hinaus treten auch beim Speichern und bei der Rückumwandlung in Strom Energieverluste auf.

  • Der Gesamtwirkungsgrad von der Elektrolyse über die Speicherung bis zur Rückverstromung liegt oft nur bei etwa 30–40 %, was bedeutet, dass bis zu 60–70 % der ursprünglichen Energie verloren gehen.

  • Da die Stromkosten etwa 70 % der gesamten Herstellungskosten ausmachen, spielen erneuerbare Energien eine entscheidende Rolle für das Wachstum von grünem Wasserstoff. Je günstiger diese Strom produzieren können, desto besser können die Effizienzverluste kompensiert werden.

Ressourceneinsatz bei der Gewinnung von Wasserstoff

Für eine umfassende Betrachtung des Themas Wasserstoff ist auch eine Analyse der eingesetzten Ressourcen unerlässlich.

Wassereinsatz

Ein besonders wichtiger Aspekt dabei ist der Wasserverbrauch. Für die Elektrolyse von Wasser wird eine erhebliche Menge an Wasser benötigt. Um 1 kg Wasserstoff zu produzieren, werden etwa 9 Liter Wasser verbraucht. Dies bedeutet, dass für die großflächige Produktion von grünem Wasserstoff eine zuverlässige und nachhaltige Wasserquelle erforderlich ist. In Regionen mit Wasserknappheit könnte dies eine Herausforderung darstellen und erfordert daher sorgfältige Planung und Management der Wasserressourcen.

Mineralien und Metalle

Darüber hinaus erfordert die Herstellung von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen eine Vielzahl von Mineralien und Metallen. Elektrolyseure, insbesondere solche, die auf Protonenaustauschmembranen (PEM) basieren, benötigen seltene und teure Metalle wie Platin, Palladium und Iridium als Katalysatoren. Auch Brennstoffzellen verwenden ähnliche Materialien, was wiederum die Kosten und die Verfügbarkeit dieser Technologien beeinflusst. Die Sicherstellung einer nachhaltigen und ethischen Beschaffung dieser Mineralien ist daher von großer Bedeutung, um die langfristige Skalierbarkeit und Akzeptanz von Wasserstofftechnologien zu gewährleisten.

Ohne geeignete Infrastruktur bleibt Potenzial ungenutzt

Die gute Nachricht: Europa muss nicht bei null anfangen. Ein Großteil der bestehenden Erdgasinfrastruktur lässt sich mit Anpassungen für den Transport von Wasserstoff nutzen. Die Pläne für ein europäisches Wasserstoffnetz, das zu zwei Dritteln aus umgerüsteten Erdgasleitungen bestehen soll, sind ambitioniert, aber ihre Realisierung hängt von der Investitionsbereitschaft und dem regulatorischen Rückenwind ab.

Technische Herausforderungen und Sicherheitsaspekte

Die Umrüstung bestehender Pipelines ist technisch machbar, jedoch mit Herausforderungen verbunden. Wasserstoffmoleküle sind kleiner als Methanmoleküle und können leichter durch Materialdefekte (z. B. Lecks) entweichen. Zudem kann Wasserstoff die Materialeigenschaften von Stahl beeinträchtigen, was zu Versprödung und Rissbildung führen kann. Eine vollständige Umstellung würde daher umfangreiche Investitionen in neue Materialien, Kompressoren und Sicherheitssysteme erfordern.

Blending als Übergangslösung

Eine praktikable Zwischenlösung ist das sogenannte „Blending“, bei dem Wasserstoff dem Erdgas in geringen Mengen beigemischt wird. Dies ermöglicht es, erste Erfahrungen mit Wasserstoff im bestehenden Netz zu sammeln, ohne sofort umfangreiche Umrüstungen vorzunehmen. Allerdings ist der Effekt auf die CO2-Reduktion begrenzt, und die Beimischung erhöht die Betriebskosten. Langfristig ist daher der Aufbau eines dedizierten Wasserstoffnetzes erforderlich.

Internationale Partnerschaften und Importe

Aufgrund der begrenzten Kapazitäten für erneuerbare Energien in Europa wird der Import von grünem Wasserstoff zunehmend an Bedeutung gewinnen. Einige afrikanische Länder, wie beispielsweise Namibia, das bereits ein Kooperationsprojekt mit Deutschland unterhält, könnten sich als verlässliche Exportpartner erweisen. Obwohl der Transport von verflüssigtem Wasserstoff, ähnlich wie bei LNG, technisch machbar ist, ist er wirtschaftlich noch lange nicht als effiziente Transportmethode etabliert.

Geringe Investitionen bremsen Wasserstoffausbau

Trotz dieser Möglichkeiten zeigt eine Befragung von Versorgungsunternehmen, dass Wasserstoff derzeit und auch in Zukunft keine große Rolle in ihren Investitionsplänen spielt bzw. spielen wird. Dies könnte den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur erheblich verlangsamen, da ohne die Bereitschaft der Unternehmen, in die notwendigen Anpassungen zu investieren, der Übergang zu einer wasserstoffbasierten Energieversorgung ins Stocken geraten könnte.

Kurz gesagt

  • Wasserstoff hat das Potenzial, eine Schlüsselrolle in der Energiewende zu spielen.

  • Die vorhandene Erdgasinfrastruktur bietet eine wertvolle Grundlage, die jedoch technisch und finanziell angepasst werden muss.

  • Internationale Kooperationen mit Ländern, die politische und soziale Sicherheit bieten, sind entscheidend, um den Bedarf an grünem Wasserstoff zu decken.

  • Die Investitionszurückhaltung der Versorgungsunternehmen könnte sich jedoch als Hindernis erweisen, das es zu überwinden gilt.

Übersicht ESG-Betrachtung "Wasserstoff in der globalen Energietransformation"

Die Einschätzung in Bezug auf die einzelnen Nachhaltigkeitsdimensionen "ESG" sieht wie folgt aus:

"E" (Environmental, Umwelt):

  • Positiv ist die Reduktion von Treibhausgasemissionen im Falle von grünem Wasserstoff zu sehen.

  • Zudem kann Wasserstoff bei der Speicherung erneuerbarer Energien eine wesentliche Rolle spielen.

  • Negativ anzumerken ist die energieintensive Produktion, sofern der benötigte Strom nicht aus erneuerbaren Quellen stammt.

  • Weiters benötigt die Elektrolyse von Wasser große Mengen an Wasser, was in wasserarmen Regionen problematisch sein kann.

"S" (Soziales):

  • Aus sozialer Sicht kann der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft neue Arbeitsplätze in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Produktion und Infrastruktur schaffen.

  • Positiv ist auch der Aspekt der Energieunabhängigkeit, weil Wasserstoff zur Diversifizierung der Energiequellen beitragen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und deren geopolitischen Risiken verringern kann.

  • Dem gegenüber stehen Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit der Tatsache, dass Wasserstoff hochentzündlich ist, und die derzeit hohen Kosten für die Herstellung und Nutzung von Wasserstoff.

"G" (Governance):

  • Viele Regierungen unterstützen die (zum Teil) „saubere“ Wasserstoffwirtschaft, aktuell hängt die Technologie aber noch stark von unterstützenden staatlichen Maßnahmenpaketen ab.

  • Die Entwicklung einer globalen Wasserstoffwirtschaft kann aus Sicht von internationalen Kooperationen diese fördern und zur Stabilität und Sicherheit beitragen.

  • Eine Herausforderung in Bezug auf die Wasserstoffwirtschaft ist die Schaffung eines einheitlichen regulatorischen Rahmens, verbunden mit der Notwendigkeit von Transparenz und Kontrolle.

Investment Zukunft

Hintergrundwissen und Einblicke aus dem Fondsmanagement zu den Zukunfts-Themen Mobilität & Wasserstoff

Zusammengefasst

Wasserstoff ist ein vielseitiger und vielversprechender Energieträger, der eine zentrale Rolle in der globalen Energietransformation spielen kann. Seine verschiedenen Herstellungsverfahren, Energieeffizienz, Speicherfähigkeit und Einsatzmöglichkeiten in schwer zu dekarbonisierenden Industrien machen ihn zu einem Schlüsselbaustein für eine nachhaltige Zukunft. Allerdings stehen wir erst am Anfang dieses Weges. Zur Erreichung der Klimaziele müssen noch erhebliche Anstrengungen – sowohl von Politik als auch Wirtschaft – unternommen werden, um den Anteil des grünen Wasserstoffs zu erhöhen und die notwendigen Technologien und Infrastrukturen zu entwickeln.