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Kapitalmarktkommentar von Karin Kunrath, Chief Investment Officer der Raiffeisen KAG

Abgesehen von den üblichen Gewöhnungseffekten unter den Marktteilnehmern gibt es offenbar auch weiterhin ausreichendes Vertrauen dahingehend, dass die zahlreichen und mitunter erratischen Ankündigungen zur Handelspolitik ein essenzieller Bestandteil der Verhandlungstaktik seitens der US-Administration sind, und sich alle schon erkennbaren wirtschaftlichen Implikationen letztlich in Wohlgefallen auflösen. Anders ist die unverändert überdurchschnittlich hohe Bewertung nicht zu erklären, obwohl sich das aktuelle Umfeld und auch die Aussichten nachhaltig verändert haben.

Denn mit den höheren Importzöllen als vor dem „Liberation Day“ (selbst wenn diese dann effektiv weit unter den unrealistischen Erstankündigungen zu liegen kommen), dem nun eingeschränkten Welthandel und den damit beeinträchtigten Lieferketten, dem sinkenden Verbrauchervertrauen in der Erwartung spürbar höherer Preise und der Furcht vor einer Eintrübung am Arbeitsmarkt sowie der mangelnden Planungssicherheit und dem erhöhten Margendruck bei den Unternehmen, erscheint die amerikanische Wirtschaft schon jetzt angeschlagen. Dementsprechend weisen zahlreiche Frühindikatoren auf eine Abschwächung der Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten in den kommenden Wochen und Monaten hin.

Darüber hinaus wird die ohnehin schon sehr hohe Verschuldung der USA infolge der kürzlich beschlossenen Steuerreform einen neuen Höchststand erreichen und das Vertrauen in das US-Finanzsystem zusätzlich belasten. Angesichts dieser Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, ob es in den USA nur zu einer Wachstumsdelle oder zu einer – eher seltenen – Stagflation, also der Kombination aus wirtschaftlicher Stagnation und erhöhter Inflation oder letztlich doch zu einer „ganz normalen“ Rezession kommt, in der die Notenbank entsprechend gegensteuern kann.

Je nach Ausmaß des Abschwungs in den Vereinigten Staaten, wird es wohl auch global zu einer Wirtschaftsabschwächung kommen. Unsere Marktindikatoren bestätigen weiterhin eine risikoaverse Positionierung, daher bleiben wir bei Aktien weithin vorsichtig.

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